Licht und Leute: Licht-Tag beim TÜV Süd

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Nicht nur die Philosophen Platon und Hegel haben sich intensiv mit Licht auseinandergesetzt. Auch die EU-Kommission interessiert sich für das Thema und drückt dies durch regelmäßige Neuauflagen von Richtlinien aus. Im Kern stehen dabei die Verbrauchersicherheit und die Effizienz von Leuchten und Leuchtmitteln.

Diese Regulierungsrunden stellen an Hersteller und Händler enorme Herausforderungen und machen es immer wichtiger, Produkte auf ihre Eigenschaften zu prüfen. TÜV Süd ist hierbei ein mit weltweit fünf Labors international tätiger Partner. Um einem breiten Fachpublikum die Möglichkeiten des Lichtlabors von TÜV Süd vorzuführen und tiefere Einblicke in die aktuellen Normen der EU zu geben, lud das Team um Klaus Ludwig, Segmentleiter Licht/Multimedia TÜV Süd Product Service GmbH, zum 1. Licht-Tag nach Garching bei München.

Rund 130 Fachbesucher aus allen Bereichen der Lichttechnik waren der Einladung gefolgt, fast doppelt so viele wie ursprünglich erwartet. Für sie hat sich der Tag gelohnt, wie beispielsweise Teilnehmer Raimund Stöckler, der bei Giesecke & Devrient für die Qualitätssicherung zuständig ist, resümiert: „Es ist außergewöhnlich so viele Informationen zum Thema Licht auf einmal zu bekommen. Besonders hat mich das Prüflabor von TÜV Süd mit seiner technischen Ausstattung und Prüfmöglichkeiten begeistert.“

Im Vordergrund des Veranstaltungsprogramms standen die Grundlagen der Photometrie und der Lichtmesstechnik, die aktuelle Normierung durch die EU sowie eine Laborführung und Live-Demonstrationen, die den Besuchern die Gelegenheit gaben, sämtliche Testsysteme hautnah zu erleben. Darüber hinaus hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich während des Networking-Lunch und der Kaffeepause auszutauschen.

Nur wer die Regeln kennt, kann sie einhalten

Fabian Fligge, stellvertretender Segmentleiter Leuchten/Multimedia bei TÜV Süd, ging in seinem Vortrag „Effizienz bei Lampen und Leuchten“ auf die konkreten EU-Vorgaben aus Brüssel ein. Ziel ist es, mit möglichst wenig Strom möglichst viel Licht zu erzeugen. Denn nach dem Willen der EU soll der Energieverbrauch bis 2020 um 20 Prozent gesenkt werden. Zu diesem hoch gesteckten Ziel soll unter anderem die Ökodesign-Richtlinie beitragen.

So müssen nach mehreren Regulierungsstufen LED-Lampen seit 2014 einen Lichtstromerhalt von über 6.000 Stunden aufweisen. 2016 folgt eine weitere Implementierungsstufe, die das Verbot nichteffizienter Glühlampen vorsieht. Wie der Vortrag außerdem deutlich machte, bringt die Richtlinienlage eine ganze Reihe von großen Herausforderungen mit sich. Dazu gehört, dass die EU beispielsweise eigene Definitionen von LEDs und LED-Modulen benutzt. Zudem kennen die aktuellen Richtlinien eine ganze Reihe von Ausnahmen.

Ein charakteristisches Beispiel für solche Ausnahmen sind Taschenlampen: Batteriebetriebene Taschenlampen etwa sind von der Ökodesign-Richtlinie ausgenommen. Haben sie jedoch ein LED-Modul, fallen sie wieder darunter. Das gilt wiederum nicht, wenn es sich bei der Taschenlampe um ein sogenanntes Spezialprodukt handelt, das beispielsweise auch bei besonderen Temperaturen arbeitet.
 
Verbraucherschutz steht im Vordergrund


Segmentleiter Klaus Ludwig ging unter der Überschrift „Leuchten und Leuchtmittel sicher in den Markt gebracht“ auf die Bedeutung regelkonformer Fertigung ein. Nach Beobachtung des Experten landen mangelhafte Produkte im schlimmsten Fall auf der Rapex-Liste – damit sind sie für Hersteller und Händler negativ gebrandmarkt. Dem lässt sich mit sorgfältiger Prüfung und Zertifizierung begegnen. An erster Stelle sollte dabei die Frage nach dem Zielmarkt stehen. TÜV Süd kann hier sachkundig helfen.

Die weltweit insgesamt fünf Lichtlabore des Unternehmens, die bei Round Robin-Tests Abweichungen von weniger als 1,5 Prozent aufweisen, bieten alle international erhältlichen Zertifizierungen an. Die Anforderungen an Leuchten und Leuchtmittel sind breit gefächert: Um etwa Sonnenbrände und Netzhautschädigungen durch die kritischen Bereiche des blauen Lichts zu vermeiden, sollten Leuchtmittel nicht nur auf Langlebigkeit, sondern auch auf ihre photobiologische Sicherheit getestet werden. Auch Betriebszeiten von Produkten oder deren elektromagnetische Eigenschaften können eine Rolle spielen.

Besondere Sorgfalt sollte bereits in die Deklaration gelegt werden. Denn wenn beispielsweise auf der Verpackung eines Spezialprodukts Tische und Stühle zu sehen sind, werten die Behörden es im Sinne des Verbraucherschutzes als für den Endkunden bestimmt. Dann werden freilich andere Ansprüche gestellt als bei einem Produkt für industrielle Kunden. Hier ist genaue Regelkenntnis gefragt, denn bei der Einordnung eines Produkts kann ein ganzes Bündel an Richtlinien angesprochen werden: Die Ökodesign-Richtlinie, die Niederspannungs-Richtlinie, die Spielezeugrichtlinie oder auch die Maschinenrichtlinie.

Lichtmesstechnik zum Anfassen

Ein besonderer Höhepunkt des Tages waren die Live-Demonstrationen im TÜV Süd-Lichtlabor. Präsentiert wurde dabei eine Ulbricht-Kugel vom Typ ISP 1000. Die in unterschiedlichen Größen vorhandenen Ulbricht-Kugeln können beispielsweise Lichtströme, die Strahlungsleistung oder MacAdams-Kurven von Leuchtmitteln testen. Die Präsentation des LVK-Lichtplatzes zeigte eine typische Anwendung aus dem Kfz-Bereich. Über eine Kamera wird die Sichtbarkeit von Symbolen auf Kfz-Displays für unterschiedliche Fahrer getestet. Das System kann aber auch jede andere Art von Displays und flächige Lichtquellen inklusive 3-D-Anwendungen auf Funktionsfähigkeit testen.

Darüber hinaus wurde das Goniophotometer-System LGS 1000 gezeigt. Im Lichtlabor Garching ist es das größte Modell. Mittels des Goniometers kann die Lichtquelle gemessen und verschieden dargestellt werden. Die Führung durch das Lichtlabor brachte schließlich einen interessanten Gesamtüberblick. Klaus Ludwig bot Einblicke in das Safety-Lab und den einzigartigen Lampenhimmel, der gegenwärtig 3.200 Prüfstellen hat und jederzeit auf 5.000 Stellen erweitert werden kann.

Dort können Langlebigkeits- und Stresstests durchgeführt werden. Über das Internet haben Kunden jederzeit auf ihre Testergebnisse Zugriff, was einen entscheidenden Zeitvorteil bringen kann. Die Möglichkeiten des Safety-Lab sind vielfältig und reichen von elektromagnetischen Tests über Hochspannungs-, Ableit- und Erwärmungsprüfungen bis hin zu Photovoltaiktests.

Eine Frage der Ausstattung


Partner des Licht-Tags war Instrument Systems, ein Spezialist auf dem Gebiet der Lichtmesstechnik. Dr. Thomas Attenberger, stellvertretender Geschäftsführer von Instrument Systems, lenkte in seiner Begrüßung die Aufmerksamkeit auf die Goniometer-Reihe LGS sowie die Ulbricht-Kugeln der Produktreihe ISP, die bei TÜV Süd in Garching zum Einsatz kommen und während den Live-Demonstrationen und der Laborführung später betrachtet werden konnten.

Durch die Zertifizierung nach ISO 17025 decken die Instrumente von der LED-Messtechnik bis hin zu Tests des gesamten Umfelds selbstleuchtender Lichtquellen das volle Spektrum ab. Dr. Denan Konjhodzic, ebenfalls bei Instrument Systems, erläuterte im Rahmen des Lichttags zudem Grundlagen der Photometrie und der Lichtmesstechnik für SSL-Produkte.

Rückblick und Ausblick

Der 1. TÜV Süd Licht-Tag bot den Teilnehmern vielfältige Einblicke in den Themenfeld Leuchten und Leuchtmittel. Das Team des Lichtlabors und die Spezialisten von Instrument Systems zeigten die Grundlagen der Lichtmessung und ihre zahlreichen Möglichkeiten auf. Neben der anschaulichen Vermittlung der rechtlichen Rahmenbedingungen stießen die Präsentation der Messtechnik sowie der Austausch der Besucher untereinander, aber auch mit den Fachleuten auf besonderen Zuspruch. So fasste Michael Freinberger, Prüfstellenleiter Lichttechnik bei ift Rosenheim den Tag zusammen: „Für mich war der Kontakt zu den Experten von Instrument Systems und TÜV Süd besonders interessant. Aber auch die kompakte Vorführung der Messtechnik hat mich beeindruckt.“ Beste Voraussetzungen also, bald wieder Gäste zu einem zweiten Licht-Tag in Garching einzuladen.
Mit fast doppelt so vielen Besuchern wie ursprünglich erwartet übertraf der Tag, der im Rahmen des internationalen Jahres des Lichts stattfand, die Erwartungen der Veranstalter bei Weitem.

TÜV Süd www.tuev-sued.de

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