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LED-Lampen im Test

Unsere Test-Muster wurden in etwa um 10 US-$ pro Lampe angeboten – und wenn man in den Verhandlungen auf eine entsprechende Menge setzt, kann man auch dort noch auf wesentlich günstigere Preise kommen. Foto: Christoph Meinschäfer
Unsere Test-Muster wurden in etwa um 10 US-$ pro Lampe angeboten – und wenn man in den Verhandlungen auf eine entsprechende Menge setzt, kann man auch dort noch auf wesentlich günstigere Preise kommen. Foto: Christoph Meinschäfer
Besucht man eine Lichtmesse, insbesondere in Asien, wird man als Besucher von einer wahren Flut solcher Retrofits überrollt. Viele Anbieter kommen neu auf den Markt, darunter oft OEM-Hersteller, die bisher andere Elektronikprodukte gefertigt und jetzt auf LED-Lampen umgestellt haben. Dies ist einfacher zu machen, als herkömmliche Lampen zu fertigen, da vieles aus der Produktion von Elektronik-Produkten, zum Beispiel der Unterhaltungselektronik, zu übernehmen ist. Das lichttechnische Know-how ist jedoch nicht so einfach zu erlangen, und daher ergibt sich die Frage, welche Ergebnisse solche Produkte erzielen können.

Beim bereits erwähnten Wellenreiten zwischen den LED-Produkten vor Ort ist es kaum möglich, einen objektiven Qualitätseindruck zu bekommen. Spätestens am zwanzigsten Messestand ist das Angebot kaum noch unterscheidbar.

Konstruktionen sind ähnlich bis fast identisch, und mehr als einen LED-Chip-Hersteller kann man kaum als Detailinformation bekommen. Dazu kommt, dass viele Anbieter als Hersteller auftreten, aber nur mit Produkten handeln. Ein wenig Lichteindruck, etwas Gefühl für Kühlung, mehr lässt sich vor Ort ohne Test-equipment kaum herausfinden. Daher ergab sich für die Redaktion die Frage, welche Qualität sich hinter den Produkten verbirgt.

Wir sammelten eine willkürliche Stichprobe von LED-Retrofits, die wir dann im Labor von Ilumetrix in Meschede auf die lichttechnischen Werte untersuchen ließen. Dazu kam eine Untersuchung auf die elektromagnetische Verträglichkeit im Labor von EM Test aus Kamen.

Insgesamt wurden fünf Lampen ausgewählt, wobei die Anbieter nach dem ersten Eindruck auf der Messe einen passablen Qualitätsstandard angeboten haben. Sämtliche Anbieter kommen aus China. Da es in diesem Test nicht um einen Qualitätsvergleich einzelner Anbieter geht, sondern um einen Gesamteindruck, werden die Namen der Anbieter hier nicht veröffentlicht.

Alle Lampen sind in die Leistungsklasse von 5 W einzuordnen, die vom Lichtstrom her etwa einer 40-W-Glühlampe entspricht. Diese Leistungsstufe wird bereits seit einiger Zeit als Retrofit angeboten, die Kühlungsleistung ist beherrschbar und weitere elektronische Bauteile sollten am Markt verfügbar sein. Daher haben wir die Annahme getroffen, dass es in dieser Leistungsklasse am ehesten Produkte geben müsste, die eine gewisse Qualität aufweisen.

Die erzielten Messwerte für die fünf Lampen sind in einer Tabelle zusammengefasst. Es ist zu sehen, dass nur eine von fünf Lampen die geforderten oder versprochenen Leistungswerte erreicht. Andere machten bei Lichtstrom, Lichtfarbe oder Farbtemperatur beziehungsweise beim EMV-Test keine gute Figur. Nur eine Lampe erreichte bei der angegebenen Leistungsaufnahme den geforderten Lichtstrom, die Farbtemperatur mit etwa 3.000 K wie angegeben warmweiß und erfüllte dazu auch die EMV-Vorgaben.
Den geforderten Lichtstrom von etwas über 400 Lumen für den Ersatz einer 40-W-Glühlampe erreichten andere Lampen annähernd, eine allerdings fiel mit nur etwa 130 Lumen völlig aus dem Raster. Allerdings wurde die Leistung mit einer sehr hohen Farbtemperatur erreicht, die tendenziell mehr Lichtstrom bringt als die warme.

Die Werte von 6.000 K bis über 7.000 K sind jedoch für eine Beleuchtung zu Hause oder am Arbeitsplatz nicht akzeptabel, jedenfalls in den mitteleuropäischen Breiten. Auch eine kaltweiße Farbtemperatur liegt normalerweise noch weit darunter. Dazu waren noch bei einigen Herstellern diese Werte als warmweiß tituliert, was jedoch auch auf Fehler bei der Etikettierung der Muster zurückzuführen sein könnte.

Die deutlichen Unterschiede bei der Leis-tung, der Lichtausbeute und das Scheitern am EMV-Test zeigen, dass noch viel für die neu auf den Markt kommenden Hersteller zu tun ist, um ansatzweise mit den aus der Lichtbranche kommenden Anbietern mitzuhalten. Es ist zwar relativ einfach, ein irgendwie leuchtendes Retrofit-Produkt zu konstruieren und mithilfe der auf dem Markt erhältlichen Bauteile zusammenzubauen, aber lichttechnische Werte bleiben dabei auf der Strecke, wie unser Test zeigt.

Von außen sind die Lampen durchaus brauchbar und könnten besonders wegen des geringen Preises als Sonderangebot auf dem Wühltisch eines beliebigen Elektromarktes landen, das Ergebnis dürfte dann aber viele Kunden für das neue Leuchtmittel LED vergraulen. Mangelhafte Lichtqualität, dazu ein fast nur nach vorn abgegebenes Licht können die Glühlampe nicht vollwertig ersetzen, jedenfalls nicht zum angebotenen Preis.

Unsere Muster wurden in etwa um 10 US-$ pro Lampe angeboten – und wenn man in den Verhandlungen auf eine entsprechende Menge setzt, kann man auch dort noch auf wesentlich günstigere Preise kommen. Branchendienste gaben kürzlich den erzielbaren Preis bei Retrofit-Lampen auf etwa 1 US-$ pro verbautem Watt LED-Leistungsaufnahme an. Verglichen mit den Preisen für Marken-Retrofits ist das so gut wie nichts.

Welche Schlüsse lässt unser Test nun zu? Man kann deutlich sehen, dass die langen Entwicklungszeiten, die gute Retrofit-Lampen hatten, notwendig waren. Schon der Wettbewerb des amerikanischen Departments of Energy um eine 60-W-Retrofit-
Lösung, die mit Philips nur einen erfolgreichen Absolventen hatte, machte deutlich, dass es nicht trivial ist, die geforderten Qualitätsstandards, die vorhandene Technologie und die Limitationen des Anwendungsgebietes in unbekannten Leuchten zusammenzubringen.

Daher gilt es für den Einkäufer, genau zu prüfen, welchem Hersteller er beim eigenen Einkauf solcher Lampen vertraut. Auch bei brauchbarem Eindruck vor Ort liegt die Fehlerquote, zumindest hier bei unserem Test, bei 80 %.
Für den Endkunden ist weiter die Frage, welchen Hersteller er bei der Auswahl seiner Lampe wählen soll.

Bei den Markenherstellern kann man davon ausgehen, dass angegebene Werte erreicht werden, da ist man auf der sicheren Seite. Lässt man sich auf unbekannte Anbieter ein, sollte man hier die gebotene Vorsicht walten lassen – hat sich hier jemand in Goldgräberstimmung auf dünnes Eis begeben oder ist es gelungen, einen guten OEM-Hersteller zu finden? Beide Möglichkeiten sind da.

Man kann nur hoffen und anraten, dass der sogenannte Inverkehrbringer, wie der Anbieter hier juristisch tituliert ist, seine Verantwortung gegenüber dem Kunden ernst nimmt und auch sich selbst gegen mögliche Strafverfolgung durch die zuständigen Behörden absichert. Das bedeutet, dass er die Qualität seiner Produkte entsprechend der Konformität zu allen geltenden EU-Richtlinien prüft und überwacht  und nicht nur den schnellen Umsatz um jeden Preis sucht.

Markus Helle
Testergebnisse LED-Lampen
Prüf Nr.:11000161-1    11000161-211000161-311000161-4 11000161-5
Herstellerangaben
Chiphersteller:EpistarEdison OptoEpistar--
Sockel:E27E27E27E27E27
Spannung:230 V230 V230 V230 V230 V
Leistung:        5 W5 W5 W5 W5 W
Lichtstrom:-450 lm450 - 500 lm-400 lm
Farbtemperatur:cold white2.800 Kcold whitewarm whitewarm white
Messwerte
Spannung:230 V230 V230 V230 V230 V
Stromaufnahme:    65 mA58 mA53 mA50 mA56 mA
Leistungsaufnahme:5,9 W6,0 W5,6 W4,7 W5,1 W
Leistungsfaktor:0,3960,4500,4620,4090,393
Energieeffizienz:51 lm/W60 lm/W23 lm/W76 lm/W58 lm/W
Lichtstrom:299 lm361 lm127 lm355 lm296 lm
Farbtemperatur:7.020 K6.111 K6.184 K2.961 K6.153 K
max. Lichtstärke:39 cd69 cd18 cd87 cd58 cd
EMV-Testnicht bestandenbestandennicht bestandenbestandennicht bestanden


Unsere Testpartner

Beim Testlabor Ilumetrix in Meschede haben wir die Lampen auf die lichttechnischen und elektrischen Werte testen lassen. Lichtstrom und Lichtfarbe wurden gemessen, dazu Leistungsaufnahme und daraus resultierend die Effizienz (www.ilumetrix.de).

Als weiteren wichtigen Punkt haben wir bei EM Test in Kamen die Lampen auf ihre EMV-Eigenschaften (früher auch als Funkentstörung bekannt) überprüfen lassen – dies ist auch Bedingung für das CE-Zeichen und damit die Marktfähigkeit der Produkte in der EU (www.emtest.de).
EM Test - www.emtest.de
Testlabor Ilumetrix - www.ilumetrix.de
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