Auf dem Weg: Dr. Ulrich Schumacher - CEO Zumtobel Group

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Steckbrief
Dr. Ulrich Schumacher (Jahrgang 1958) hat an der RWTH in Elektrotechnik promoviert und zusätzlich ein betriebswirtschaftliches Aufbaustudium absolviert. Von 1986 bis 1999 war er für die Siemens AG tätig, zuletzt als Bereichsvorstand Halbleiter. Als dieser verantwortete er die Ausgliederung und den Börsengang der Infineon AG, die er bis 2004 als Vorsitzender des Vorstandes leitete. Nach seinem Ausscheiden war er als Operating Partner eines Private Equity Unternehmens in den USA und später als CEO von Grace Semiconductor in Schanghai tätig. Seit Oktober 2013 steht er an der Spitze der Zumtobel Group, bei der er als CEO tätig ist.

Ihre ersten Monate als Zumtobel-CEO sind vorüber. Wie fühlt sich die Lichtwelt an?

U. Schumacher: Gut – es ist im Prinzip sogar noch besser geworden, als ich es mir ohnehin im Vorfeld gedacht hatte. Ich habe ein sehr lebendiges, innovatives Unternehmen übernommen und denke, dass wir es hier weit bringen können.
Ich mag die Arbeit mit Mittelständlern aufgrund der flacheren Hierarchien grundsätzlich lieber als die in einem Großkonzern – so war es prinzipiell auch bei Infineon, das ich wie einen Mittelständler führen konnte, und auch beim chinesischen Unternehmen Grace Semiconductor war es trotz Staatsbeteiligung so.
  

Was sehen Sie hier als Ihre größte Aufgabe bei Zumtobel? 

U. Schumacher: Die Aufgabe aus meiner Sicht ist es, die vorhandenen Synergien zu nutzen. Wir haben mit Zumtobel und Thorn sowie Tridonic tolle Marken, die wir enger verzahnen müssen. Mit Staff haben wir sogar noch einen Marken-Klassiker im Portfolio, den wir ebenfalls nutzen könnten. Besonders in der Entwicklung müssen wir aber noch viel enger zusammenarbeiten – die technische Basis einer Leuchte kann für Thorn ähnlich aussehen wie die einer Zumtobel-Leuchte, wobei die Leuchten an sich später dann wieder deutliche Unterschiede haben können. Ähnlich wie bei der Strategie großer Autobauer müssen wir die Vorteile in der Produktion erschließen und durch intelligente Produktkonzepte die Economies of Scale erreichen, die wir im Wettbewerb brauchen.


Wie werden sich Ihre Konzernmarken entwickeln?



U. Schumacher: Wir müssen zuallererst die Stellung der
Marken in den einzelnen Märkten besser nutzen. In einigen
Regionen ist Zumtobel stärker aufgestellt, woanders Thorn. In Großbritannien etwa sind beide Marken stark. Wir müssen es schaffen, dass die Marken besser zusammenfinden und etwa in Projekten das Portfolio des jeweils anderen mitnehmen. In der Positionierung wird Zumtobel weiter unsere Topmarke mit dem höchsten Anspruch bleiben, wobei Thorn als Leuchtenmarke aber nicht zum Billigprodukt werden soll, sondern vom gehobenen bis in den mittleren Preisbereich agieren wird. So können wir den Markt insgesamt besser abdecken und letztendlich auch in den Projekten die richtige Leuchte im richtigen Preissegment für den einzelnen Kunden liefern. 


Bedeutet das, dass es Thorn auch in Deutschland wieder geben wird?

U. Schumacher: Das wird so sein. Um beispielsweise ein Projekt insgesamt zu gewinnen, ist es für die Markenpositionierung besser, nicht über einen Preisnachlass Zumtobel zu schwächen, sondern ein angepasstes Konzept mit Thorn anzubieten, wenn der Wettbewerb Preisdruck erzeugt.



Apropos Preisdruck – sind Sie in der Zumtobel Gruppe dem Druck aus Asien gewachsen?

U. Schumacher: Das ist sicherlich eine Frage der Produktpalette. Es wird in Zukunft Produkte geben, bei denen man sich fragen muss, ob wir als Zumtobel Gruppe sie selbst herstellen müssen. Wenn ich ein gutes Downlight ohne spezielle weitere Anforderungen in einer Topqualität zukaufen kann, so muss ich es nicht zwingend selbst produzieren – da kann ich mich auf meine Stärken konzentrieren und mit mehr Energie an die Spezialprodukte herangehen. Und damit auch bessere Margen machen. In den absoluten Preiskampf muss ich da nicht hinein.
Ich sehe es so, dass in den kommenden Jahren der Preisdruck der asiatischen Hersteller zuerst unsere Marke Thorn erreichen wird, erst danach die komplexeren Produkte bei Zumtobel. Für den Konzern insgesamt bedeutet dies, dass wir uns gut darauf einstellen können und Erfahrungen damit nicht zweimal machen müssen.



Wo sehen Sie in der globalen Entwicklung die größten Chancen?

U. Schumacher: In diesem Zusammenhang wird oft unser Potenzial in den Schwellenländern zitiert – Möglichkeiten beispielsweise in Indien oder China. Der Aufbau der Märkte dort ist jedoch mit hohen Anlaufkosten verbunden, sodass man dort nicht unbedingt gute Ergebnisse erzielt. Daher wird neben dem weltweiten Ausbau ein starker Fokus auf dem deutschen Markt liegen. Hier sehe ich noch ein großes Ungleichgewicht zwischen unserer globalen Bedeutung und unserem tatsächlichen Marktanteil. Wenn es uns gelingt, unseren Marktanteil im großen deutschen Markt um einige Prozentpunkte zu erhöhen, ist das gleichzeitig ein wesentlich höherer Beitrag zu Umsatz und Ergebnis als Zugewinne in Schwellenländern – wobei wir das natürlich auch nicht aus den Augen verlieren werden, um das immer noch robuste Wirtschaftswachstum dort zu nutzen.



Welchen Einfluss sehen Sie durch die LED auf den Lichtmarkt – wird der seine kleinteilig geprägte Struktur behalten können?

U. Schumacher: Das sehe ich eher nicht – der stärker werdende Wettbewerb und die Anforderungen, die die Elektronik an F+E-Ausgaben stellt, wird sicher Opfer fordern. Konventionelle Lichttechnologie geht kontinuierlich zurück in dem Maße, in dem die LED-Technologie Marktanteile gewinnt, und diesen Umbruch werden einige Unternehmen im Markt nicht stemmen können. Wir haben den Vorteil, mit Tridonic viel eigenes Know-how in der Gruppe zu haben und somit das Thema LED sehr weit integriert angehen zu können – und dies seit Jahren tun.

Sehen Sie da ein Problem für Tridonic als OEM-Lieferanten?

U. Schumacher: Nicht durch die Zusammenarbeit mit den anderen Konzernmarken. Dies ist schon immer so gewesen, und wenn jetzt in einigen Bereichen Tridonic und Thorn oder Tridonic und Zumtobel noch enger zusammenarbeiten, so verändert sich die Stellung Tridonics im Markt nicht grundlegend. Hier ist für viele andere Hersteller die mittelständische Tridonic noch immer der präferierte Partner für technische Lösungen.


Vielen Dank für das Gespräch.

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