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Wila - seit 1857 auf der Reise

Wila, eines der ältesten Unternehmen der Lichtbranche, begeht in diesem Jahr sein 160jähriges Jubiläum und ist nach vielen Stationen wieder bereit die Segel zu setzen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Im Gründungsjahr 1857 war dabei noch keineswegs klar, wo die Reise hingehen würde. Die erste elektrische Glühlampe war zwar bereits um 1830 auf den britischen Inseln erfunden – Thomas Alva Edison entwickelte erst 1879 die industrialisierte Version – aber davon wusste der Gründervater von Wila vermutlich noch nichts.
Wilhelm von Hagen, 1814 geborener Spross einer aus dem Lothringischen stammenden Hugenottenfamilie, wagt als Graveur und Metallbearbeiter 1857 in Iserlohn den Schritt in die Selbstständigkeit und gründet in einer Dachgaube mit zwei Handspindelpressen und Prägewerkzeugen das Unternehmen. Wilhelm von Hagen arbeitet hart, stirbt aber früh bereits 1863. Seine Ehefrau führt das Unternehmen mutig weiter und firmiert alsbald unter der Bezeichnung Witwe Wilhelm von Hagen. Diese wird erst in den 50er Jahre durch die Bezeichnung Wila ergänzt und folgend ersetzt. Das Unternehmen produziert in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts Möbelbeschläge vorzugsweise aus Messing und wuchs von 3 Familienangehörigen plus 4 Mann Belegschaft auf über 80 Mitarbeiter im Jahre 1899. 1902 wurde ein zweiter Standort in Meschede errichtet, 1909 der russische Markt erschlossen. Dabei musste man sich mit der damals stärksten Konkurrenz aus England "arrangieren" um erfolgreich zu sein. Eine erste Krise durch einen nichtzahlenden Großkunden durch nichteingelöste Wechsel – heute noch im Firmenarchiv vorhanden – übersteht das Unternehmen.
Von 1910-14 agierte das Unternehmen von St. Petersburg bis nach Odessa, von Belgrad über Athen, in der Schweiz, Italien, in Amsterdam, Barcelona, Lissabon bis nach Südamerika, Australien und den Philippinen. Qualitätsbeschläge aus Iserlohn waren weltweit begehrt. Das dokumentiert sich in einem Umsatz von 1 Million Reichsmark bei 80% Exportquote. Und dann folgte wie so oft eine starke Zäsur im unternehmerischen Handeln: Der Ausbruch des ersten Weltkrieges. 1922 ist man jedoch wieder auf Wachstumskurs mit einem Neubau am heutigen Standort am Gerlingser Weg und einem erweiterten Export nach Ägypten, Palästina, Mexiko ja selbst England, dem Mutterland des ärgsten Mitbewerbers. Vor allem Kaffeekocher und Wasserkrugdeckel aus Messingblech für Ägypten und Palästina schaffen Erfolge und einen Umsatz von 2,5 Millionen Reichsmark. Und dann, 1931, dreht sich die Spirale wieder kurz mit der ersten Verlustbilanz zurück.
1932 erhält die Reise eine neue Richtung. Aus der Not rückläufiger Wirtschaftsentwicklung im Bereich der Beschläge machen die damaligen Inhaber eine Tugend, die sich bis heute im Unternehmen erhalten hat: Auf zu neuen Ufern. Licht am Horizont bietet der breite Einstieg in die Fertigung von Beleuchtungskörpern. Klavier- und Tischleuchter hatte man zwar schon 1888 gefertigt, aber mit der Präsentation auf der Leipziger Herbstmesse 1934 stieg man schnell bis 1938 zur Nr. 4 der deutschen Beleuchtungskörperindustrie auf. Und dann kommt das Schiff Wila auf der Reise durch den Zweiten Weltkrieg wieder in einen Strudel. Mit 180 Mitarbeitern beginnt 1945 die Herstellung von Untersetzern, eisernen Dachpfannen und Herdbeschlägen. In den 50er Jahren erforderte die durch finnische, amerikanische und italienische Gestaltung beeinflusste "plötzliche Änderung des Geschmacks", verstärkte Investition in Formgestaltung – so hieß das, was wir heute als Design bezeichnen.
1957, im Jahr des 100jährigen Jubiläums arbeiteten nahezu 600 Menschen in Iserlohn und Meschede. In der Firmenschrift hieß es damals: "…, die Kunden erkannten sehr bald das Bemühen um individuelle Formgebung und wussten, dass man in Iserlohn dem neuen Formempfinden gerecht zu werden verstand." In den 60er und 70 Jahren entwickelte sich Wila zu einem der bedeutendsten Unternehmen im Wohnraumleuchtensektor, begann jedoch auch schon mit ersten technischen Leuchten für Büros und Verwaltungsgebäude. Auch auf dieses Hoch folgte Anfang der 80er Jahre ein schweres Tief.

1984, nach 177 Jahren unter der Familie “von Hagen“ übernahm Helmuth Karl Unger – mit beruflicher Erfahrung auf See, aber vor Allem auch im Lichtbereich – das Unternehmen Wila und richtete es mit konsequenter Fokussierung aus auf "Kompakte Leuchten für kompakte Lampen" (so ein Slogan aus dieser Zeit).
Dem Aufkommen der besonders energiesparenden, kompakten Leuchtstofflampe und der miniaturisierten Niedervolt-Halogenlampe folgte die Philosophie und die Ausrichtung von Wila fortan. Konzentriert auf den Büro- und Verwaltungsbau, partnerschaftlich zusammenarbeitend mit den licht- und elektroplanenden Professionen auf der einen Seite und mit dem Handel sowie dem verarbeitenden Gewerbe auf der anderen Seite wurde das Unternehmen wieder erfolgreich.
Es wuchs bis Mitte der 90er Jahre mit Tochterfirmen in Großbritannien, den USA, Frankreich und der Schweiz. In dieser Phase wurde Wila zum Markt- und Technologieführer für Downlights mit Kompaktleuchtstofflampen. Innovative Radialspiegel-Entblendungssysteme wie das Turbo-Raster, die ersten Leuchten mit elektronischen Vorschaltgeräten EConnect und Downlights mit kombinierter Klimafunktion setzten Standards im Markt.
Die Vielfalt an Größen und Leistungen sowie die modulare Bauform machten ein Höchstmaß an Varianten möglich. Und was nicht im Programm war, wurde möglich gemacht. Dass die Kunden diese spezifischen Adaptionen schätzten, spiegelte sich wieder in Projekten wie das von Richard Meier entworfene Rathaus in den Haag, die Bibliothèque de France in Paris von Dominique Perrault, das Daimler Chrysler Technologiezentrum in Stuttgart, die Indische Botschaft in Berlin, die Flughäfen Miami, Orly und Düsseldorf sowie das BBC-Zentrale in London.
Akquisitionen ließen aus dem Einzelunternehmen eine mittelständische Gruppe werden. Bis im Jahr 2004 Markt, Programmausrichtung, wirtschaftliche Entwicklung und Unternehmensnachfolge nicht in Einklang gebracht werden konnten. Aber das Unternehmen hatte wie auch zuvor eine so gute Substanz, dass es von drei langjährigen Mitarbeitern übernommen wurde um die nächsten Ziele anzusteuern.
Die neuen Inhaber Michael Collett, Peter LeManquais und Andreas Henrich konzentrierten sich seit 2005 wieder auf den Kern des Unternehmens und richteten es nach der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/09 konzentriert auf den Markenkern "Individualität" aus. Individuelle Lichtlösungen als eine Kombination aus hochqualitativer Lichttechnik, modularisierter Bauweise und flexibel agierendem Service, prägten das Unternehmen fortan. 2008 erfolgte mit Exilum, der ersten Hochleistungs-Leuchtenserie in LED-Technologie wiederum ein wegweisender Schritt.
Neben der kompletten Programmumstellung auf LED-Technologie folgten in den nächsten Jahren mit den Serien "Tentec, Alphabet, Transparency und Linic" weitere Innovationen, die die Licht- und Designqualität noch einmal anhoben um auch zusammen mit international arbeitenden Lichtplanern anspruchsvolle Projekte zu entwickeln. Das damals weltweit größte Büroprojekt mit LED wurde in der Nomura Investment Bank in London realisiert. Mit über 70.000 LEDs auf 2,2 km Länge in seiner Zeit einzigartig. Es wurden auch immer wieder Flughäfen, wie in Hamburg oder Dublin realisiert. Daneben präsentieren sich auch der Sidra Hospital Komplex in Katar, das Tennisstadion in Madrid, das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe oder die Sitze der Unternehmensberatungen von Kpmg und Deloitte in London als anspruchsvolle Projekte dieser Epoche.
Die Welt dreht sich schneller, ist vernetzter denn je. Das Fortschreiten der digitalen Technologie erfasst alle Berufs- und Lebensbereiche und zwingt zum Überdenken vorhandener Denk- und Handlungsmuster. So wie schon zuvor 1857, 1914, 1932, 1945, 1984 und 2004. Der Technologiewandel und die internationale Weiterentwicklung des Unternehmens, erfordern eine globalere Präsenz, einen breiteren Zugang zur Technologie, mehr Innovationen und eine veränderte, vertriebliche Struktur. Und es folgte 2016 der Entschluss das Unternehmen in neue Hände zu legen.
Mit der Nordeon Gruppe wurde der geeigneten Partner gefunden. "Damit verbindet sich wirtschaftliche und technologische Kapazität für internationale Wettbewerbsfähigkeit mit der Flexibilität eines marktnahen, mittelständischen Spezialisten", sagt Louis van Uden, CEO der Nordeon Group. Wila ist ein solcher und wird Mitglied der Nordeon Group, einem Unternehmensverbund dem nun bereits sieben Licht- und ein Technologiespezialist angehören. Mit den Unternehmen bzw. Marken Griven, Hess, Vulkan, Lamp, Schmitz, Nordeon und Wila gibt es die direkte Präsenz in den Niederlanden, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Finnland, den USA, Südamerika und dem Mittleren Osten. Darüber hinaus gibt es Partner in über 30 Ländern der Welt. Im Jahr des 160jährigen Bestehens, führt Wila mit den Leuchtenfamilien "Siro, Novis und Cluster" drei neue Produktplattformen ein und schließt damit zugleich die hundertprozentige Konversion zur digitalen LED-Technologie ab.
Viele Generationen, langjährig engagierte Mitarbeiter, unterschiedliche Inhaber und Führungskräfte haben 160 Jahre lang das Unternehmen geprägt und immer wieder weiterentwickelt. Wandlungsfähigkeit, hohe Qualität und Vertrauen in die Zukunft haben das Unternehmen in all den Jahren ausgezeichnet. Und auch heute ist keine Zeit lange zu verweilen. Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung prägen das Gesicht der Wirtschaft und der Gesellschaft in solch einer umwälzenden Weise, das wir von einer weiteren technischen Revolution sprechen können. Das dies auch für Wila eine weitere Herausforderung darstellt, steht außer Frage. Längst ist die Leuchte nicht mehr ein handwerkliches Produkt aus Metallbearbeitung und Elektrotechnik sondern in Zukunft ein digitaler, vernetzter Technologie-Baustein im "Internet of Things".
Er stellt nicht nur das visuelle Umfeld eines intelligenten Gebäudes entlang der Tageszeit und der individuellen Nutzergewohnheiten und Aufgaben, sondern fungiert vielmehr als Multifunktions-Hub intelligenter Gebäudetechnologie, der Raumzustands- und Nutzerdaten, Lokalisierungsfunktionen sowie Merchandising-, Bildungs-, Gesundheits- oder Webinhalte erfasst, übermittelt oder zur Verfügung stellt. Künstliches Licht in Tageslichtqualität oder autonome szenografische Lichtmuster, biologisch wirksame Lichtdosierung oder automatisiert –effizienzgesteuertes Lichtmanagement zeigen zudem die Erweiterung der lichttechnischen Qualitäten und Möglichkeiten auf. Schon heute arbeitet Wila innerhalb der Nordeon Gruppe an solchen innovativen Zukunftsprojekten.
Wila - www.wila.com
Nordeon Gruppe -www.nordeon-group.com
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