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Schreibst Du noch, oder sprichst Du schon?

Martin Vesper, CEO Digitalstrom
Martin Vesper, CEO Digitalstrom
In der Evolutionstheorie betrachten wir die Sprache als Meilenstein in der Entwicklung des Menschen. Ich gehe davon aus, dass in Zukunft durch Cloud-basierte Systeme ein weiterer Meilenstein erreicht wird – und zwar in der Interaktion zwischen den Menschen und dem gesamten Wissen im Internet.
Die Grenzen des Multitasking sind schneller erreicht als man denkt

Wir behaupten gerne, multitaskingfähig zu sein. Wir können telefonieren, Fußball schauen und gleichzeitig das Steak auf dem Grill wenden. Auch im Job sind wir in der Lage, mehrere Projekte gleichzeitig zu managen. Doch trotz ausgebildeter Automatismen funktionieren manche Dinge nur schwer zusammen. Den Beweis hierfür lieferte mir kürzlich ein Freund, mit dem ich verabredet war.
Kurz vorher schickte er mir folgende Nachricht: "Gehe jetzt zum Heckscheibe Markt ichssg Brscheid we Nun in S5." Gehen und Schreiben, beides alltägliche Dinge – und doch wollen sie zusammen nicht so recht funktionieren. Meist können wir nur eine der beiden Tätigkeiten fehler- bzw. unfallfrei ausführen. Was hingegen kein Problem ist: Gehen und Reden. Wenn das Smartphone zuhört, ist der Text schnell diktiert und die Nachricht fehler- und unfallfrei versendet.
Siri, Alexa, Cortana & Co.
Das ist aber längst nicht der einzige Grund, warum die Big Player Apple, Amazon, Microsoft, Google und Co. verstärkt in Spracherkennungs-Technologien und -Assistenten investieren. Die Bedienung über Sprache hat eine sehr große Bedeutung für die Menschheit. Denken Sie nur einmal an die über 780 Millionen Analphabeten und die knapp 40 Millionen blinden Menschen weltweit. Ihnen wird dank neuester Technologien ein einfacher und barrierefreier Zugriff auf das nahezu unendliche Wissen der Welt ermöglicht.
Durch die Fähigkeit, Sprache zu verstehen, entstehen auch im Haushalt in Kombination mit softwaregesteuerten Geräten eine Vielzahl ganz neuer Möglichkeiten. Menschen mit Behinderung oder Pflegebedürftige können so wieder eigenständig Geräte bedienen und Tätigkeiten ausführen. Sprachsteuerung wird zum digitalen Assistenten im Alltag – zum unsichtbaren Butler.
Wie unsichtbare Butler unseren Alltag vereinfachen werden
Aber gibt es eigentlich einen Grund dafür, dass uns gerade jetzt immer mehr solcher unsichtbaren Butler im Alltag assistieren und uns das Leben vereinfachen? Ja, und zwar gleich mehrere.
Unser Alltag wird immer vernetzter – von Auto über Smartphone bis zum Haus. Alles ist permanent mit dem Internet verbunden. Der unsichtbare Butler ist in der Lage, durch die Benutzung und den jeweiligen Nutzer extrem schnell und viel zu lernen – dadurch wird er täglich besser.
Der unsichtbare Butler hat zudem Zugriff auf allgemeine Informationen (z.B. Wetter) sowie über sehr persönliche, digital abrufbare Informationen der Nutzer (z.B. Kalendereinträge). Einfache Sätze reichen aus, damit er viele individuelle Wünsche im Haus erfüllt. Einzig ein System auf Basis künstlicher Intelligenz ist in der Lage, ein Haus den individuellen Bedürfnissen der Bewohner anzupassen.
Alles, was im Haus intelligent miteinander vernetzt ist, kann per Sprache gesteuert werden – ob Licht, Heizung, Küchengeräte. Auf Basis meiner Gewohnheiten kann mir das Haus sogar Fragen stellen und mir Aufgaben abnehmen. Wenn ich in den vergangenen Tagen nach dem Aufstehen immer einen Kaffee getrunken habe, wird mich mein unsichtbarer Butler zukünftig fragen: "Du bist gerade aufgestanden. Soll ich Dir einen Kaffee machen?" Ein einfaches "Ja, bitte" reicht dann aus, um die Kaffeemaschine einzuschalten.
Das habe ich dir doch schon tausendmal erklärt
Die Fähigkeit zu lernen ist ein wichtiger Effekt mit einer gewaltigen Dimension. Was bisher ein von Menschen entwickeltes Update erforderte, lernt das System jetzt automatisch. Dadurch ist es in der Lage, sich den individuellen Bedürfnissen jedes einzelnen Nutzers anzupassen. Den Satz "Das habe ich Dir doch schon tausendmal erklärt" müssen wir zu Hause zukünftig also wohl nur noch zu unseren Kindern sagen.
Spannend ist in diesem Zusammenhang das Computerprogramm AlphaGo von Google. Mittlerweile ist das Programm so gut, dass es unter Turnierbedingungen einen professionellen Go-Spieler schlagen kann – als erstes Programm überhaupt. In der Presse hieß es: "Die Entwickler trainierten das System in dem es Millionen von Go-Spielen erst gegen sich selbst und dann gegen Menschen gespielt hat." Am Ende war es besser als die besten menschlichen Spieler.
Ein System zum Verlieben
Sprachsteuersysteme sind schon jetzt dazu in der Lage, z.B. die Komplexität für die Benutzung von Geräten und Anwendungen oder für die Steuerung des Hauses zu reduzieren.
Auch wenn es schwer fällt: Verlieben sollte man sich in ein solches System nicht, wie wir spätestens seit dem mehrfach Oscar-prämierten Film "Her" von Spike Jonze wissen. Ach ja, falls Sie den Film noch nicht kennen sollten: Fragen Sie doch mal "Siri", "Alexa" oder "Cortana", wovon er handelt.
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